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In den vergangenen Wochen sorgten zwei Videos zweier großer Influencer auf YouTube für Aufsehen, die den bekannten Neonazi Steven Feldmann interviewten. Während das Video des Youtubers ‚TomSprm‘ bereits kurz nach Erscheinen wieder gelöscht wurde, ist der Beitrag des Youtubers Ahmed Sharif noch auf seinem Kanal ‚BeastKitchen‘ zu finden.

In dem aktuellen knapp 25-minütigen Video trifft sich der Influencer und sein Kameramann mit dem bekennenden Neonazi Steven Feldmann zu einem Interview. Begleitet wird Feldmann dabei von der Szenegröße Alexander Deptolla, u.a. Organisator von rechtsextremen Events wie dem ‚Kampf der Nibelungen‘ und stellvertretender Kreisvorsitzenden der NPD, die seit kurzem unter dem Namen ‚Heimat Dortmund‘ öffentlich auftreten. Feldmann trägt während des Interviews werbewirksam ein Pullover des rechtsextremen Kampfsportevents ‚Kampf der Nibelungen‘. Beim gemeinsamen Döner-Essen kommt Feldmann dann zu Wort und kann seine rassistische Sichtweise ziemlich unkommentiert zur Schau stellen. Zwar machen sich die Youtuber dessen Ideologie nicht zu eigen, eine Einordnung oder Widerlegung der rassistischen Ideologie unterbleibt allerdings.

Das besagte Video hat eine Vorgeschichte. Bereits im Sommer vergangenen Jahres beschäftigte sich der Kanal ‚BeastKitchen‘ mit der Nazi-Szene in Dorstfeld. Im Video ‚Döner im Nazi-Kiez‘ besuchte der Influencer Dortmund Dorstfeld. Der Beitrag verharmlost die rechtsextreme Szene insgesamt, stellt die Rechtsextremen als freundliche Nachbarn dar, während mit demokratischen Akteur_innen vor Ort nicht gesprochen wird.

Als Fachstelle für zivilgesellschaftliches Engagement in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus in Dortmund-Dorstfeld kritisieren wir die Produktion und Veröffentlichung der Videos. Verfassungsfeindlichen, rassistischen, antisemitischen und menschenverachtenden Inhalten darf niemals eine Plattform geboten werden. Eine rassistische und menschenfeindliche Ideologie ist keine Grundlage für eine Diskussion. Eine fehlende Grenzziehung liefert Legitimationsbrücken und ist mitverantwortlich für eine schleichende Normalisierung rechtsextremer Inhalte.

Wir kritisieren zudem, dass keine Akteur_innen der lokalen Dorstfelder Zivilgesellschaft, die seit Jahren mit großem Engagement erfolgreich den lokalen Rechtsextremismus bekämpfen und sich für ein vielfältiges und demokratisches Dorstfeld einsetzen, zu Wort kommen. Stattdessen entsteht der Eindruck, dass hier für reine kommerzielle Interessen der sogenannte Mythos vom Nazi-Kiez aus der Mottenkiste geholt wird und billige Propaganda der siechenden rechtsextremen Szene reproduziert wird. Influencer sollten sich ihrer Verantwortung gegenüber ihren Fans und Abonnent_innen bewusst sein und keiner rassistischen und rechtsextremen Ideologie eine Plattform bieten.