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Von April bis Juni fand die Veranstaltungsreihe ‚Dorstfeld im Gespräch‚ statt, die zusammen durch das Projekt ‚Quartiersdemokraten‘ und den ‚Runden Tisch für Toleranz und Verständigung in Dorstfeld‘ organisiert wurde. Anlass der Reihe war, dass der Stadtteil Dorstfeld oft im Gespräch ist: Wegen Neonazis, die den Stadtteil für sich beanspruchen wollen und damit die lokale Zivilgesellschaft vor eine Herausforderung stellt. Um über dieses Problem mit Dorstfeld ins Gespräch zu treten, fanden hierzu drei Veranstaltungen an wechselnden Orten statt, die mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen den Fragen nachgingen, wie sich Rechtsextremismus in Dorstfeld entwickelt hat, welche Ideologie hinter dem Rechtsextremismus überhaupt steckt und was allem dagegen in Dorstfeld getan werden kann. Hierzu waren verschiedene ReferentInnen eingeladen, die mit Hilfe von kurzen Vorträgen Impulse für eine Diskussion gaben. Kulturell begleitet wurden die einzelnen Veranstaltungen jeweils durch unterhaltsame Poetry-Slam Beiträge. An dieser Stelle möchten wir abschließend einen kurzen Rückblick auf die einzelnen Veranstaltungen werfen.

Den Auftakt der Reihe machte ein Vortrag des Journalisten Alexander Völkel (Nordtstadtblogger), der zunächst die historischen Entwicklungslinien des Rechtsextremismus in Dorstfeld nachzeichnete und dann anhand des Konzepts des ‚Raumkampfes‘ darstellte, wie Neonazis versuchen den Stadtteil Dorstfeld in einen vermeintlichen ‚Nazi-Kiez‘ zu verwandelt. Ebenso wurden aktuelle Kampagnen und Aktionen der Partei ‚Die Rechte‘ bleuchtet. Einzelne Aspekte, wie beispielsweise die antisemitischen Wahlkampagnen der Neonazis und das wachsende Feld des rechtsextremen Kampfsportmilieus fanden dabei besondere Berücksichtigung. Unterlegt wurde der Vortrag mit vielen Bildern, die beispielsweise rechtsextreme Raummarkierungen zeigten. In der Diskussion wurde dann schnell deutlich: Rechtsextremismus ist ein Problem in Dorstfeld und das nicht erst seit gestern. Ebenso kam aber auch zur Sprache: Dorstfeld ist mehr als das und dem Image des selbsternannten ‚Nazi-Kiezes‘ muss entgegengewirkt werden. Dazu gehöre es auch, den öffentlichen Raum zu besetzen und zu beleben, mehr Menschen in Dorstfeld zu sensibilisieren und die Strategien der Neonazis offen zu legen.

Im zweiten Teil der Reihe sprach dann Leroy Böthel von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus über die Ideologie des Rechtsextremismus. In seinem Vortrag stellte er wesentliche Elemente rechten Denkens vor und machte deutlich, was hinter den von Neonazis verwendeten Begrifflichkeiten wie Weltanschauung oder Volksgemeinschaft steht, vielfach lässt sich hierbei eine Kontinuitätslinie zum Nationalsozialismus ziehen. Gegenwärtig zeigt sich, dass das rechtsextreme Weltbild vor allem durch rassistische, antisemitische und nationalistische Ideologien geprägt wird, welche auf Auschluss und Abwertung beruhen und die Gemeinschaft vor das Individuum stellen. An Beispielen der Dortmunder Neonaziszene wurden diese Einstellungen auch nocheinmal veranschaulicht. Gesprochen wurde nach dem Impulsvortrag vor allem über den permantenten Antisemitismus der Dortmunder Neonazis, der Prävention von rechtsextremen Einstellungen bei jungen Menschen aber auch über die Schnittmengen zum Rechtspopulismus. Ebenfalls wurde darüber diskutiert, dass Neonazis zweifelsfrei eine (körperliche) Gefahr darstellen, politisch aber nur wenig Relevanz besäßen. Viel beunruhigender war für viele TeilnehmerInnen der gesamtgesellschaftliche Rassismus und die zunehmenden Wahlerfolge rechtspopulistischer und flüchtlingsfeindlicher Parteien.

In beiden Veranstaltungen wurde bereits viel über mögliche Gegenstrategien und Ansätze zur Verbesserung der Situation in Dorstfeld debattiert. Daher passte die dritte Veranstaltung gut als Abschluss, denn hier wurde dann zivilgesellschaftliches Handeln gegen Rechtsextremismus zum Thema. Statt einem Vortrag fand hier das Format einer Podiumsdiskussion Anwendung, um unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen. Moderiert vom Projekt ‚Quartiersdemokraten‘ diskutieren VerteterInnen des Runden Tisches Dorstfeld, des Bündnis Blockado, dem Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus Dortmund und der Koordinierungsstelle für Vielfalt und Demokratie der Stadt Dortmund miteinander. Hier wurden unterschiedliche Erfahrungen der Bündnisse ausgetauscht und Mobilisierungen gegen rechtsextreme Aufmärsche in Dorstfeld reflektiert. Besonders diskutiert wurde die Frage, was Netzwerke und Runde Tische vor Ort selbst leisten können und auf welche Weise stadtweite AkteurInnen unterstützen können. Wichtige Ergebnisse waren dabei, dass die lokalen Netzwerke gestärkt werden müssen, um handlunsgfähig zu bleiben. Dabei sei es auch wichtig, abseits von Runden Tischen zu denken und neue Beteiligungsformate zu entwickelen. Gleichzeitig müsse aber auch das Signal gesendet werden, von Rechtsextremismus betroffene Stadtteile nicht „alleine zu lassen“ und die Stadtgesellschaft zu Interventionen aufzurufen – dabei kann die Mobilisierungsfähigkeit von großen Bündnissen eine wichtige Rolle spielen. Ebenso wurde aber auch über Aktionen abseits rechtsextremer Aktivitäten gesprochen. Aus dem Publikum wurden hier vielfältige Ideen in den Raum gestellt, die in erster Linie darauf abzielen, den Stadtteil aufzuwerten, lebenswerter zu gestalten und neue Veranstaltungsformate zu testen. Dies könnte dazu beitragen, den öffentlichen Raum zu bespielen und Rechtsextremismus im Stadtteil zu isolieren, Kulturwandel hieß hier das Stichwort.

Alle drei Veranstaltungen waren gut besucht und die lebhaften Diskussionen verdeutlichten die Relevanz des Themas in Dorstfeld. Mit der Veranstaltungsreihe konnte so ein weiterer Baustein gelegt werden, um zivilgesellschaftliche AktuerInnen aus Dorstfeld zu aktivieren und weiter zu vernetzen. Das Projekt ‚Quartiersdemokraten‘ bedankt sich bei allen BesucherInnen, ReferentInnen und insbesondere KooperationspartnerInnen, die geholfen haben, die Veranstaltungsreihe mit uns möglich zu machen.