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Spannende Podiumsdiskussion über zivilgesellschaftliche Handlungsstrategien gegen Rechtsextremismus in Dorstfeld

Im August hat das Projekt ‚Quartierdemokraten‘ eine Sozialraumanalyse für den Stadtteil Dorstfeld unter dem Titel „Da müsste viel mehr ein Zeichen gesetzt werden, dass man so etwas nicht haben will“ veröffentlicht.  In der Studie wurden auf Basis von qualitativen Interviews mit 13 Personen aus dem Stadtteil  zivilgesellschaftliche Problem und Handlungsfelder analyisiert. Für die Vorstellung der Ergebnisse lud das Projekt am 6. September zur einer Diskussion unter dem Titel „Angstraum Dorstfeld“ in das CVJM e.V. in Dorstfeld ein.

Rund 60 Besucher*innen waren bei der Veranstaltung zu Gast, bei der zunächst in einem Vortrag von Vivianne Dörne (Projekt Quartiersdemokraten) die zentralen Ergebnisse der Sozialraumanalyse präsentiert wurden. In dieser wurde deutlich, dass sich alle Befragten im Stadtteil wohl fühlen und diesen als lebenswert und familienfreundlich beschreiben, wenngleich auch kulturelle Angebote fehlen würden. Hervorgehoben wurde zudem die breite Vereinskultur in Dorstfeld. Doch auf der anderen Seite beklagten die befragten Personen, dass Neonazis seit mehreren Jahren versuchen, den Stadtteil für sich zu beanspruchen, was die demokratische Zivilgesellschaft vor eine Herausforderung stellt. Diese Situation sorgt auch dafür, dass sich manche Einwohner*innen an manchen Orten des Stadtteils, wie zum Beispiel dem zentralen Wilhelmplatz, unwohl fühlen und diese daher als „Angsträume“ wahrnehmen. Viele Menschen lassen sich davon aber nicht einschüchtern und engagieren sich auf unterschiedliche Weise gegen Rechtsextremismus im Stadtteil. Dabei fehlt es allerdings manchmal an langfristigen Konzepten sowie einer breiten Beteiligung. Die Befragten wünschen sich daher, dass sich die Zivilgesellschaft in Dorstfeld noch besser vernetzt und dadurch gestärkt wird. In der Analyse wurden in Folge dieser Erkenntnisse auch konkrete Handlungsfelder mit entsprechenden Maßnahmenvorschlägen entwickelt, die dazu beitragen können, den Problemlagen zu begegnen. Dies sind zum Beispiel die Belebung des Wilhelmplatzes durch Veranstaltungen mit demokratischen Charakter, die Gestaltung neuer zivilgesellschaftlicher Netzwerke sowie die weitere Sensibilisierung für das Thema Rechtsextremismus in Dorstfeld.

Um diese Ergebnisse nicht für sich stehen zu lassen, sondern auch zur Diskussion zu stellen, folgte im zweiten Teil des Abends eine Podiumsdiskussion mit Dr. Beate Küpper (Hochschule Niederrhein), Wolfgang Brust (Runder Tisch Dorstfeld), Nadja Lüders (Dortmunder Landtagsabgeordnete für die SPD) sowie Leroy Böthel von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Arnsberg. Moderiert von Micha Neumann (Projekt Quartiersdemokraten) beleuchteten die Disktutant*innen das Thema Rechtsextremismus in Dorstfeld aus verschiedenen Blickwinkeln. Zunächst berichtete Wolfgang Brust über die Situation in Dorstfeld: Neonazis sind im Stadtteil deutlich spürbar und erfordern Gegenstrategien. Zugleich machte er auch nochmal nochmal deutlich, dass gesamtgesellschaftlicher Rassismus die Zivilgesellschaft vor eine ebenso große Herausforderung stelle und im Zweifel politisch gefährlicher ist, als eine Gruppe von Neoanzis. Leroy Böthel wies darauf hin, dass die Dortmunder Neonazi-Szene weiterhin den Nukleus der extremen Rechten in Nordrhein-Westfalen darstelle. Die Szene verfüge über gute Strukturen und weitreichende Vernetzungen im Bundesgebiet. Auch Nadja Lüders erklärte, dass sie die Situation in Dorstfeld betroffen mache und berichtete von den Anfeindungen von Rechts, die sie als Politikerin regelmäßig erhalte. Frau Dr. Küpper lenkte dann den Blick erst einmal auf die positiven Seiten: Es sei gut, dass so viele Besucher*innen gekommen und und an der Debatte interessiert seien. Aus Sicht der Rechtsextremismusforschung sei die Strategie des Raumkampfes aber als fester Bestandteil aus dem rechtsextremen Aktionsrepertoire bekannt.

Im Folgenden entwickelte sich eine spannende Diskussion über unterschiedliche zivilgesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten. Dabei ging um die Aspekte wie die Stärkung von Netzwerken, Ermüdungserscheinungen bei Engagierten oder Unterstützung durch die Politik. Im Fokus stand dabei auch die Relevanz von Vereinen im Engagement gegen Rechtsextremismus – in Dorstfeld sind die Hälfte aller Einwohner*innen Mitglied in einem Verein. Im weiteren Verlauf wurde das Podium auch für die Zuhörer*innen geöffnet, von denen viele Anmerkungen und Fragen hatten. So wurde zum Beispiel kritisiert, dass der Wilhelmplatz kein schöner Ort wäre und daher auch erst für zivilgesellschaftliches Engagement gestaltet und nutzbar gemacht werden müsse – ein Aspekt, der sowohl vom Podium als auch anderen Besucher*innen Zustimmung erhielt. Auch über die Formen des Engagement wurde diskutiert. Dabei drehte sich die Debatte um die Frage, ob man über niedrigschwellige Angebote, die Politik nicht in Vordergrund stellen oder über deutliche Positionierungen Menschen besser für eine demokratische Haltung gewinnen kann. Ebenso müssten zeitgemäße Beteiligungsformen für jüngere Menschen gefunden werden. Das symbolische Aktionen wichtig sind, aber nicht ausreichen, darüber waren sich alle einig. Nur die Frage, welche langfristigen Strategien wie umgesetzt werden können, kann so einfach nicht beantwortet werden.

Mit der vorliegenden Sozialraumanalyse konnten aber Impulse für eine dauerhafte Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus in Dorstfeld angeregt werden, für welche die Diskussionsveranstaltung ein gelunger Auftakt darstellt. Wir danken allen Gästen, Podiumsteilnehmer*innen, Helfer*innen und insbeonsdere dem CVJM Dortmund e.V. für eine spannende Veranstaltung!

Nachfolgend noch einige Bilder von der Veranstaltung:

 

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